Querstrebe in der Mitte.
So richtig hat mich von den Bauanleitungen, die ich im Internet gefunden habe, keine überzeugt. Vieles habe ich etwas abgewandelt. Einige Konstruktionen des Gestänges sind beispielsweise zu starr. Wenn es leicht und langlebig sein soll, geht dies nur mit mechanischer Flexibilität an den richtigen Stellen. Das haben bereits die "Profis" in früheren Jahrhunderten erkannt. Für Tape-Verbindungen kann ich mich nicht begeistern.
Ich habe also von diesen Konstruktionen das jeweils beste übernommen, um für mich die optimale Lösung zu finden:
Wolfgang Reinelt: benutzt einen Kinderbob und Tape-Verbindungen
Krabach: Kinderschlitten mit PVC-Stangen
Frimmel & Kaeding: nicht besonders detailliert - aber trotzdem nützliche Infos, Grundlage ist ebenfalls der Paris
Lasse Lappalainen: stellvertretend für die "Schlauchverwender" bei der Verbindung von Schlitten und Gestänge
Instant trout: Schlitten aus Holz, starres Gestänge
Barleybreeder: detailliert mit dem Paris
Eds wilderness: Alternative in GFK - es ist alles dort bestellbar. In der Broschüre sind die verschiedenen Überlegungen zum Gestänge gut dargestellt!
Im Ergebnis hat die Pulka-Ausrüstung folgendes Gewicht:
Die Breite der Pulka beträgt unten ca. 30-33 cm (Schlitten I) bzw. ca. 45 cm (Schlitten II).
Die fertige Pulka mit Abdeckung kommt auf ungefähr 130 € (Schlitten I ohne Kufen) bzw. 200 € (Schlitten II mit Kufen), für Gurtzeug, Gestänge und maßgeschneiderten Packsack muss man noch einmal ungefähr 130 € rechnen.
Auf der Hardangervidda-Tour hat sich diese Kombination mit Schlitten I bestens bewährt. Es musste allerdings sehr genau darauf geachtet werden, dass der Schwerpunkt der Pulka tief genug lag. Dann war sie äußerst kippstabil. Es reichte eine falsch plazierte Thermoskanne um die Pulka zum "Kipper" zu machen. Deshalb wurde die sehr stabile Basislagertasche (The North Face) dazu genutzt, sämtliche Textilien und weitere Ausrüstung zu komprimieren.
Für den Arctic Circle Trail auf Grönland war Schlitten II wegen des vielen Gepäcks (ca. 70 kg) erforderlich und hat sich auch bewährt.
Die Pulka soll bei allen vorkommenden Schneeverhältnissen gut gleiten, mir folgen ohne seitlich abzurutschen, stabil ihre Lage behalten und sich nicht eingraben. Das bedeutet, dass die Gleitfläche und die Kufen mit folgenden Gelände- und Schneeverhältnissen klar kommen müssen:
1. Glattes Eis, z.B. auf zugefrorenen Seen ohne Schneeauflage
Die Kufen müssen absolut glatt sein, selbst 0,1 mm Überstand einer Schraube sind zuviel. Hier muss also sehr präzise gearbeitet werden.
2. Tiefer pulvriger Schnee
Der Bug der Pulka muss so geformt sein und die Pulka so beladen werden, dass die Pulka wie ein Schiff schwimmt und sich nicht mit dem Bug eingräbt. War mit dem Paris nie ein Problem.
3. Sastrugis/Windgangeln - kleine "Huckel"
OK, es gibt natürlich in Skandinavien manchmal auch größere, aber danach muss ich meine Pulka nicht dimensionieren. Hier hat sich gezeigt, dass die Beladung am besten so erfolgt, dass die schweren Sachen hinten liegen. Dann lässt sich mit wenig Kraftaufwand das Bug so hochziehen, dass der Rest der Pulka das Hindernis gut überwinden kann.
4. Verfestigte Schneeoberfläche, Kufen durchbrechen diese beim Ziehen
Das war tatsächlich 2016 ein Problem: Die Energie, die feste Oberfläche zu durchbrechen und mit der Kufe eine Rinne zu ziehen liefert letztlich der Mensch der zieht - heisst dann: schwer zu ziehen. Ein breite Kufe bricht tendenziell nicht so leicht ein, Alu gleitet aber wiederum nicht so gut.
5. Hang schräg traversieren
Im Originalzustand gleitet dann der Paris-Schlitten leicht hangabwärts. Bei geringen Beladungen (z.B. 20 kg) stellt das kein Problem dar, bei größeren schon. Gegenmaßnahme: Kufen montieren, die seitlich eine Kante haben und dann das Abrutschen verhindern.
Neigt die Pulka zum Kippen, liegt der Schwerpunkt zu hoch. Dem kann man durch geschicktes Packen etwas entgegenwirken. Wenn man aber einfach soviel Ausrüstung mitnehmen will, hilft nur ein breiterer Schlitten.
Während meiner Probefahrten habe ich gemerkt, dass auf die Ladefläche der Pulka durch Aufwirbelung recht viel Schnee abgeladen wird. Der Seesack auf der Pulka war voll mit Schnee. Damit das auf der "großen Fahrt" keine Probleme gibt musste also eine Abdeckung her.
Dabei habe ich einige Ideen der bereits genannten Bauanleitungen übernommen. Die Abdeckung besteht aus imprägnierten Cordura-Stoff und wird mit Alu-Leisten am oberen Schlittenrand verschraubt. Es werden 2 laufende Meter Stoff der Breite 1,5 m benötigt. Dieser wird in zwei gleichgroße 2 m lange, 0,75 m breite Bahnen geschnitten. Die Bahnen werden an zwei kurzen Seiten zusammengenäht. Damit der Stoff nicht unter den Leisten durchrutscht wenn er belastet wird und an den Schrauben reisst ist im Saum einer 4 m langen Seite eine 3 mm Reepschnur eingenäht (so ähnlich wie das Bleiband bei einer Gardine).
Eine Befestigung am Innenrand der Pulka hat zwei Nachteile:
durch die kleine Fuge zwischen Pulka und Stoff kann Wasser oder Schnee in das Innere der Pulka gelangen beim Ein- und Ausladen bleibt man leicht an den Schrauben und Alu-Schienen hängen, dabei kann Stoff oder Haut beschädigt werden. Die in einer Anleitung verwendete Befestigung an der Außenkante des Randes hat den Nachteil, dass die vorgefertigen "Griffmulden" an der Pulka verdeckt werden und nicht mehr so gut benutzt werden können. Außerdem sind die ab Werk gebohrten Löcher für Leinen etc. dann nicht mehr zugänglich. Deshalb habe ich mich für die Mitte entschieden: die Befestigung erfolgte an der Innenkante auf der Oberseite des überstehenden Randes:
Um die Abdeckung zu verspannen und die Ladung darunter zu befestigen habe ich insgesamt vier Quergurte verwendet. Diese gibt es mit Schnellverschluss und 1,5 m langem Gurt (25 mm breit) fertig zu kaufen, der F-Teil des Verschlusses ist dann schon angenäht. Zur Befestigung am Schlitten werden die Gurte in ca. 40 cm Abstand vom F-Teil abgeschnitten. Jedes geschnittene Gurtende wird dann einige cm umgeklappt. Etwa 1,5 cm von Knick entfernt wird mit der Bohrmaschine ein Loch durch beide Gurtschichten gebohrt. Das geht am besten, wenn beim Bohren unter den Gurt eine Holzlatte gelegt wird und der Gurt mit einer der Alu-Leisten angedrückt wird. Praktischerweise nimmt man eine Alu-Leiste, die ebenfalls schon an der "richtigen" Stelle durchbohrt wurde. Den Stoff kann man auf diese Weise ebenfalls ganz gut durchbohren. Beim Verschrauben des Verdecks werden dann die Gurte an denselben Schrauben festgemacht.
Ein paar D-Ringe kann man auch noch an Gurtstücke nähen und genauso festmachen.
Damit man den Schlitten besser transportieren kann habe ich noch außen durch die ganzen vorhandenen Löcher am Rand eine ca. 6mm-Reepschnur gezogen. Da kann man auch mit Fausthandschuhen oder ohne unterwegs das Teil befreien oder auch im Zug besser verladen.
Für größere Beladungen (z.B. Arctic Circle Trail auf Grönland im Winter) ist die bisherige Konstruktion etwas kippanfällig und es ist dann etwas umständlich, sich erst aus dem Zuggestänge auszuspannen und die Pulka wieder aufzurichten. Das Zuggestänge soll aber so bleiben, Abfahrten mit der Pulka machen so total viel Spaß - das hat sich bei den bisherigen vier Touren bewährt.
Um die Pulka breiter zu machen habe ich einen zweiten Paris-Schlitten genommen und jeden Paris dann der Länge nach entlang der Innenseite einer der äußeren Nuten zersägt. Eine Stichsäge ist dazu nicht notwendig, das geht prima mit einem Fuchsschwanz. Die beiden größeren Hälften werden dann so zusammengeschraubt, dass sie zusammen etwa 15 cm breiter sind als der ursprüngliche Paris. Auf der Unterseite wird eine weitere Kufe angebracht, innen wird ein Alu-Flachstab dagegen geschraubt. Als Schraube wird jeweils eine M6x30 Inbus Linsenkopf mit Flansch verwendet, der auf der Kufe aufliegende Kopf verursacht beim Ziehen nur minimalen Widerstand.
Achtung:
Im Schnee stimmt das, da merkt man nichts von den Schrauben. Aber auf glattem Eis, z.B. auf zugefrorenen Seen, sind die Schrauben wahre Bremsen. Deshalb musste ich auf der Grönlandtour an den ersten Tagen die Köpfe abfeilen.
Besser wäre es, ein U-förmiges HDPE-Profil noch von außen über die Kufe zu kleben. Wenn das nicht geht, werde ich die Kufe ersetzen durch einen rechteckigen Vollstab und dann die Schraubenköpfe darin versenken, z.B. durch passendes wegfräsen.
Die Cordura-Abdeckung von Schlitten I war so reichlich bemessen, dass sie auch an Schlitten II passt. Der Cordura-Packsack für den Pulkatransport ist ebenfalls groß genug für Schlitten II.
Im Vergleich mit anderen Pulkas hat der Paris oben einen sehr breiten Rand, dadurch ist die Pulka etwas breiter als eigentlich nötig. Insgesamt ist es aber doch immer noch eine preisgünstige und brauchbare Konstruktion.
Auf Grönland war die Pulka mit rund 70 kg beladen und absolut kippstabil, auch das Zuggestänge machte keine Probleme. Selbst der schräge Aufstieg in steilem Gelände führte nicht zu einem seitlichen Wegrutschen oder Umkippen!
Gleitverhalten: Es hat sich leider gezeigt, dass das Gleitverhalten nicht bei allen vorkommenden Oberflächen optimal ist. Die Form der Kufen ist anscheinend verbesserungsbedürftig. Es gibt Schneeverhältnisse, bei denen die mittlere Kufe in den harten Schnee einbricht und das unheimlich viel Kraft kostet.
Modell
Pulka Paris
Schlitten I
Schlitten II
Ice Blue Trail
Ice Blue Expedition
Acapulka Scandic Tour 135 cm
acapulka Feather Light XL 150 cm
Fjellpulken xcountry 144 turpulk
Gewicht
2,1 kg
4,1 kg
5,1 kg
2,2 kg
4,4 kg
6 kg
3,4 kg
5,5 kg
Länge über alles
147 cm
147 cm
147 cm
147,5 cm
171,5 cm
135 cm
150 cm
144 cm
Breite über alles
52 cm
52 cm
68 cm
50 cm
60 cm
52 cm
53 cm
43 cm
Länge innen
115 cm
115 cm
115 cm
115 cm
130 cm
ohne Rand
ohne Rand
ohne Rand
Breite innen
31 cm
31 cm
45 cm
31 cm
43 cm
50 cm
51 cm
40 cm
Die einzige echte kommerzielle Alternative ist die acapulca Feather light XL 150 für rund 1500 €.
Für Eigenbau ist vielleicht der Ice Blue Expedition besser geeignet als 2 halbe Paris-Schlitten. Den Ice Blue habe ich aber bisher noch nirgendwo im Einsatz oder im Laden gesehen.
Querstrebe in der Mitte.
Innenseite vorne mit 2 Querstreben.
Die Querstreben waren in erster Linie dazu gedacht, die Schraubverbindung entlang der Mitte zu entlasten. Um etwas Gewicht zu sparen habe ich in den abstehenden Teil des Winkelprofils zahlreiche große Löcher gebohrt. Daran kann ich jetzt Karabiner, Reepschnur etc. mit Taschen und Beuteln befestigen. Dadurch kommt während des Transports im Flugzeug nicht so viel durcheinander und auch unterwegs ist es praktisch, wenn einem die Sachen bei Sturm nicht gleich durch die Landschaft fliegen.
Die Querstrebe ganz vorne ist unentbehrlich, da darüber ja die Zugkräfte des Gestänges abgeleitet und verteilt werden.
Frontpartie
Rückseite
Ich hatte letztens Gelegenheit einen leeren Fjellpulken (FP) im Laden anzufassen. Es gab folgende Unterschiede zur Acapulka (AC):
Der Schlitten II ist mit den jetzigen Kufen leider nicht für alle vorkommenden Schneeverhältnisse geeignet. Einerseits ist das eigentliche Gleitverhalten manchmal schlecht, andererseits hat sich die Bauform bei der Schneestruktur des letzten Winters mit einer relativ geringen Beladung von ca. 25 kg absolut nicht bewährt.
Der zwischenzeitlich gekaufte Acapulka Feather Light 150 ist dagegen deutlich besser und liess mich bisher noch nicht im Stich.
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